Ökosystemanalyse LK Bio 11

„Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.“ – André Paul Guillaume Gide, 1922

Mit diesem Gedanken im „Gepäck“ betraten wir am Morgen des 12. Juni 2025 nicht etwa ferne Kontinente, sondern den Uferbereich eines Gewässers, das vielen Blankenfeldern von uns bisher nur als Ausflugsziel bekannt war: den Rangsdorfer See. Doch an diesem Tag verließen wir die Perspektive der Betrachtenden und wurden nahezu selbst zu Forschenden – mit Kescher, Messgerät, Thermometer, Bestimmungsschlüssel und vielen weiteren spezifischen Untersuchungs-Utensilien wie einem selbst gebauten Flaschenkonstrukt zur Tiefenwasserentnahme in der Hand.

Der Rangsdorfer See hat mehr Geschichte, als man auf den ersten Blick vermutet. Er entstand nach der letzten Eiszeit als Teil der Mellensee-Schmelzwasser-Rinne
und wurde 1936 vom Reichsluftfahrtministerium sogar als Wasserflughafen des Reichssportflughafens Rangsdorf genutzt – nicht als bloßer Anrainer, sondern direkt als Landebahn für Wasserflugzeuge auf seiner Oberfläche. Über Jahrzehnte galt der See als Nutzraum, Naturraum und Streitpunkt zugleich und steht heute im Spannungsfeld zwischen Erholung, Naturschutz und ökologischer Sorge. Eutrophierung, sinkende Sauerstoffwerte in der kaum noch vorhandenen Tiefe, ein übermäßiges Nährstoffangebot und wiederkehrende Algenblüten werfen Fragen auf: Wie gesund ist dieser See wirklich? Und welche Spuren hat der Mensch  hinterlassen? Oder welche Gewässergüterklasse kann man diesem aquatischem Ökosystem zuordnen?

Diese Fragen waren Ausgangspunkt unserer Exkursion. Wir wollten sie nicht nur stellen, sondern mit Hilfe naturwissenschaftlicher Methoden so messbar wie  möglich beantworten. In Teams eingeteilt und mit klaren Aufgaben versehen, begannen wir ab 8:30 Uhr mit der physikalischen Analyse: Temperaturprofile, Sichttiefen,
Trübung oder Farbintensität an drei verschiedenen Standorten. Danach folgten chemische Bestimmungen – von pH-Werten über Sauerstoffsättigung bis hin zu Nährstoffkonzentrationen. Schließlich tauchten wir – im wahrsten Sinne des Wortes – in die biologische Vielfalt des Sees ein, bestimmten wirbellose Tiere, einige Pflanzen und werteten das Artenspektrum anhand des Saprobiensystems aus.

Was uns am Rangsdorfer See begegnete, war daher keine einfache Landschaft, sondern ein komplexes System – voller Hinweise, Herausforderungen und Geschichten, die wir im Rahmen dieser Exkursion sichtbar machen bzw. selbst erfahren und erforschen wollten. Diese Einleitung bildet somit die Überleitung zu den folgenden Kapiteln, in denen wir unsere Ergebnisse nicht nur dokumentieren, sondern ebenfalls versuchen, in einen ökologischen Gesamtzusammenhang zu setzen. Ganz im Sinne Gide’scher Entdeckerfreude wagten wir den Blick über den „Uferbereich“ hinaus und bewegten uns in einer praktischen Analyse – einmal fernab vom theoretischen Unterricht.

Ökosystemanalyse 1

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die physikalischen Werte auf eine erhöhte Aktivität von Mikroorganismen deuten, was durch die Geruchsprobe und dem Farbton begründet werden kann.

Die gute Sauerstoffversorgung täuscht über die teilweise hohe organische Belastung hinweg, die sich in dem Gewässer deutlich widerspiegelt. Der Nitritwert, der Nitratwert und der Phosphatwert stimmen dem Saprobienindex, also einer mäßigen, bis starken Belastung überein. Besonders auffällig ist der hohe Phosphatgehalt in Probe Nummer 1, der als limitierender Faktor für Algenwachstum fungiert. Die daraus resultierende Eutrophierung begünstigt Massenvermehrungen von Algen und zudem die Trübung.

Die Unterschiede zwischen den Proben zeigen, dass insbesondere der Uferbereich stark mit Nährstoffen belastet ist, während der Stegbereich punktuell mit Abbauprodukten (Nitrit) belastet ist. Der Strandbereich leidet am meisten unter Sedimentaufwirbelung und Trübung.

Die durchgeführte Untersuchung bestätigt, trotz guter Sauerstoffwerte, die von Frau Sommer gegebene Aussage, der Rangsdorfer See sei hypertroph.

Die gemessenen Daten zeigen, dass der Rangsdorfer See sich in einem ökologisch angespannten Zustand befindet. Mit geeigneten Maßnahmen ist es vielleicht noch möglich, den Zustand zu verbessern.

Ökosystemanalyse 2
Ökosystemanalyse 3
Ökosystemanalyse 4
Ökosystemanalyse 5
Ökosystemanalyse LK Bio 11
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